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EV: nochmal 1200km im Tesla Model S

Vor 10 Tagen hatte ich erneut die Chance mit einem Tesla Model S eine längere Strecke zu fahren. 1200 km durch Deutschland und Dänemark. Auf der Hinfahrt hatte ich mir ein paar klare Regeln aufgestellt. Die ersten 120km über Land max. 10 km/h über dem Tempolimit, ebenso auf der Autobahn. Bei freier Fahrt waren es dann maximal 130 km/h.

Da ich ein solche fahrzeug nutzen möchte wie einen Benziner habe ich also Radio, Licht und Klimaanlage ganz normal verwendet.

Das Ergebnis war, dass ich nach 300km nachladen musste. Jedoch mit noch ca. 30-50km Restreichweite. Schade, etwas mehr hatte ich mir erhofft.

Dank des letzten Software-Updates zeigt das Navigationssystem einem wielange man an welchem Supercharger laden soll. Dabei wird berücksichtigt, ob dieser besetzt ist bzw. dass das Laden bei leerem Akku wesentlich schneller geht, als bei vollem. Das bedeutet u.U. dass man zweimal kurz, statt einmal sehr lang lädt. Dies funktioniert sehr zuverläßig und man hat einfach ein gutes Gefühl dabei.

Auf der Rückfahrt war dann mal Attacke angesagt. Dabei lagen auch über längere Strecken Tempi von >180 km/h – unglaublich, wie leise der Wagen dabei ist. Irgendwie auffälliger als bei langsamem Tempo. Ebenso gab es auch nach kurzer Zeit schon eine Leistungsreduzierung. Zwar war das nicht nötig, da ich nicht mal annähernd die maximale Leistung abgerufen wurde, zeigt aber auch, dass die Batterie sich schnell erwärmt bzw. nur eingeschränkt gekühlt wird.

Durch die zügige Fahrweise musste natürlich auch öfter geladen werden, ebenso war die Fahrzeit damit länger, aber unterm Strich kann man sagen: auch das funktioniert und das Supercharger Netzwerk ist ermöglicht einem solche Ausflüge.

Erneut ist mir aufgefallen wie sehr man sich an die Technik gewöhnen kann. Speziell die Verzögerung durch Rekuperation vermisst man ruckzuck bei einem konventionellen Fahrzeug. Der Tesla läßt sich quasi ohne Nutzung der Bremse fahren.

EV: Erneut 1200km im Tesla Model S

Im Juni 2014 hatte ich die Chance mit einem Tesla Model S 1100km spannende Erfahrungen zu sammeln. Die Herausforderung zu der Zeit war, dass der Wagen ein US-Modell war, der nur mit einer Phase geladen werden konnte.

IMG_7882_1 Im Idealfall waren das 35 km Reichweite die in einer Stunde nachgeladen werden konnte. Kein Drehstrom und kein Supercharger, da in Europa ein anderer Stecker verwendet wird und in den USA ein anderes Stromnetz vorhanden ist. Trotzdem war die Tour sehr interessant, jedoch sehr langsam. 80km/h auf Landstraße und 100km/h auf der Autobahn, dann einmal nachladen für 2h um ans Ziel zu kommen.

Das bedeutete für mich einiges an Vorbereitung – wo kann ich laden, wie bekomme ich Zugang usw. Alle 50km hatte ich eine Lademöglichkeit gefunden und war vorbereitet. Während der Fahrt ständiges prüfen ob man im Soll ist.

Dadurch war ich abgelenkt und die Fahrzeit IMG_7880_1war nicht so schlimm. Die 2h Ladezeit haben wir uns mit einer Stadtbesichtigung verkürzt, was auch OK war. Für eine einmalige Fahrt OK, aber nicht für normale Nutzung.

Aber auch ein paar andere Dinge waren nicht „rund“. Das Navi funktionierte in Europa nicht und das Radio spielte im amerikanischen 200kHz Raster (in Europa haben wir 100kHz). Kleinigkeiten für eine Tour und alles machbar, aber auf Dauer?

P1060028Nun ergab sich erneut die Chance ein Model S zu fahren. Diesmal in Europa-Spezifikation, nagelneu und voll funktionsfähig. Auch diesmal fuhr ich nach Dänemark, sogar etwas weiter.

Die Vorfreude war riesig, denn in den rund 8 Monaten zwischen den beiden Fahrten hat sich viel getan in der Landschaft. Vier Supercharger auf meiner Route machen das Leben extrem einfach. Insgesamt ist das Netz massiv ausgebaut worden in ganz Europa.

Die Erfahrungen aus der ersten Tour geben natürlich etwas mehr Selbstsicherheit, all dieP1060027 Backup-Szenarien waren kein Thema und ich habe nur geschaut wo die Supercharger stehen und den ausgewäht, der um 300km entfernt war. Warum 300km? Es hat sich gezeigt, daß dies eine praktikable Reichweite ist zwischen Geschwindigkeit und  Reichweite.

Der Plan war auf Landstraßen maximal 110km/h und auf Autobahn rund 130km/h zu fahren. 300km sollten da gar kein Problem sein und eine ordentliche Reserve beeinhalten.

Warum dann doch nichts aus der Reserve wurde hat mit Chemie zu tun. Der Wagen war neu und vorher kaum genutzt, stand mehrere Tage bei kaltem Wetter(negative Grade). Die Zellen der Batterie waren also bis in alle Tiefe sehr kalt. Das bedeutet deutliche Einschnitte bei der Performance und so hatte ich nach den 300km gerade 10% Kapazität übrig. Aber Sorge, das Ziel zu erreichen gab es keine, denn der Bordrechner zeigt einem recht zuverläßig die Restreichweite. Leider gibt es da einen Haken und ich glaube Tesla meinte es zu gut damit: es gibt insgesamt drei unterschiedliche Anzeigen, die leider nicht deckungsgleich sind.

P1060029„Rated Range“ im Kombiinstrument ist eine Anzeige, die ungefähr proportional zum Ladezustand der Batterie ist. Ein Idealwert, den man nicht wirklich erreicht. Der Energiemonitor zeigt den „Projected Range“ an, abhängig von den zuletzt gefahrenen 10, 25 oder 50km. Dieser Wert passt für mich sehr gut, gerade wenn man z.B. auf der Autobahn sehr konstant fahren kann. Ausserdem sagt das Navi noch mit welcher Restkapazität man am Ziel ankommt. Leider war dieser immer viel schlechter, als am Ende in Realität.

P1060026Nach genau 302km(29km Rest) lief ich den Supercharger in Busdorf an. Stecker rein und gleich mal auf die Leistungsanzeige geschaut: Wow, 117kW Ladeleistung… das sind mal Zahlen. Zur Erinnerung: auf der ersten Tour gingen max. 7,4kW!!!

P1060018_1Und bevor jemand den Taschenrechner herausholt: 117kW liegen nicht die ganze Zeit an. Das geht nur bei sehr niedrigem Ladezustand und wird dann Stück für Stück runtergefahren. Grund dafür sind die chemischen Prozesse, die in der Zelle ablaufen. Je voller die Zelle wird, desto langsamer muss geladen werden. Deshalb hat Tesla auch die Einstellmöglichkeit ob man „Daily“ (50-90%) oder „Trip“(100%) eingeführt und empfiehlt bei kleinen Touren immer innerhalb von „Daily“ zu laden.

Der Rest der Tour sollte 220km betragen, das wären ca. 30min Ladezeit am Supercharger, da ich aber sehen wollte wie sich die Ladeleistung entwickelt habe ich etwas länger dort ausgehalten. Zum Glück gab es dort eine Tankstelle mit kleinem Restaurant für ein Frühstück. Für den BurgerKing war es mir noch zu früh.

P1060033Nach 45min war der Wagen zu 80% voll. Nach weiteren 30min dann rund 95%. 45min sind in meinen Augen eine akzeptable Pause – etwas länger als mit einem „normalen“ Fahrzeug, aber nicht schmerzhaft mehr.

Doch eines zeigte sich sofort: durch die konstante Belastung der Batterie hat diese sich selbst erwärmt und nun eine wesentlich bessere Performance gezeigt. Ich schätze, statt 300km+30km wären nun in Summe reale 400km möglich gewesen.

Kurz vor meinem Ziel habe ich nochmal an einem Supercharger gehalten. Nein, es war kein Bedarf, ich wollte einfach mal sehen wie der aufgebaut war, ob dort noch andere Fahrzeuge standen, etc.

Die Rückfahrt war dann noch entspannter, diesmal bin ich sogar noch einen größeren Umweg gefahren, so daß ich zweimal laden mußte, aber diesmal noch entspannter. Der Akku hatte mehr Performance und die Supercharger standen dichter beisammen. Einfach fahren und bei Bedarf laden,  passend zur Restreichweite. Toll!

IMG_7958_1Doch beim letzten Laden in Bad Fallingbostel konnte ich gleich die Ignoranz der Otto- und Diesel-Fraktion erleben. Auf dem Parkplatz eines Musterhaus-Geländes stehen die Ladestationen, aber keiner war mit einem EV belegt, sondern durch konventionelle Fahrzeuge. Da wird man dann doch etwas grantig und parkt etwas illegal um wenigstens das kurze Ladekabel anstöpseln zu können. (Das Kabel ist so kurz, damit die Verluste bei den hohen Leistungen nicht zu groß werden.) Schade, das trübte etwas meine Erfahrung. Fairerweise frage ich mich, ob ich dort nicht auch geparkt hätte. Mit Sicherheit könnte ich es nicht widerlegen – heute habe ich da einfach eine andere Brille auf.

Abgesehen von dem reinen E-Fahrbetrieb gab es noch andere Erfahrungen, die ich vorherP1060022_1  so nicht machen konnte. Das Navi hat endlich funktioniert und es hat auch alle Supercharger eingezeichnet. Sehr gut! Leider kann es keine Zwischenstationen, was sehr, sehr schade ist und unbedingt gefixt werden sollte. Auch  würde ich mir wünschen, wenn es die Supercharger gleich mit einkalkulieren würde, wenn man eine Route setzt. Das würde das Fahren dann noch bequemer machen.

Leider ist das Radio eine Enttäuschung. UKW Empfang ist eher grenzwertig, RDS wechselt nicht sauber auf den besten Sender, DAB wirkt irgendwie aufgesetzt, aber nicht 100% integriert und Internetradio ist toll, wenn das UMTS Modul Empfang hat… da man sich in Deutschland für O2 entschieden hat, ist die Netzabdeckung leider auch sehr löchrig. Schade.

Die Fahrerassistenzfunktionen „Lane Assist“ hat mich etwas genervt. Fehlerkennungen auf Zebrastreifen und auf kurvigen Straßen übermäIMG_7915ßiges „Brummen“ in der Lenkung um auf das Fehlverhalten hinzuweisen“. Adaptive Cruise Control (ACC) funktioniert ansich gut, jedoch beim Überholen scheint das System zulange am zu überholenden eingerastet zu sein und würgt einen gerne ab. Da ist noch etwas Feintuning notwendig. Das automatische Fernlicht hat mich und meinen Gegenverkehr ebenfalls nicht überzeugt.

Ich will damit das Auto nicht schlecht machen, jedoch gibt es da noch eine Menge Arbeit.

Tja und würde ich mit einem Tesla Model S weitere Touren machen? JA! Sehr gerne würde ich mal vom Nordkap nach Südfrankreich fahren. Einfach um zu zeigen, daß es geht. Dank der Supercharger Infrastruktur ist der Wagen ein wirklich alltagstaugliches Gefährt geworden und selbst an den normalen 22kW-Drehstrom-Ladesäulen hat man in einer Stunde weitere 110km Reichweite nachgeladen. Daheim, bei 16A-Drehstrom(11kW) kann man das Auto in 9h aufladen -z.B. über Nacht.

Nur Schuko wird auf immer ein Not-not-notlösung bleiben.

…wenn jetzt nur der Preis noch fallen würde!

 

p.s: bei den Bilder lief etwas schief, die muss ich nochmal austauschen.